Die Kraft der Bewertung bei der Veränderung

Hast du den Wunsch, eine Eigenschaft von dir oder eine Situation zu verändern? Fällt dir das schwer? Dann könnte es daran liegen, wie du dich und deine Situation bewertest. Ich zeige in diesem Artikel anhand eines Vortrags des Hirnforschers Gerald Hüther, wie sehr unsere Einstellung und Bewertung einer Sache darüber entscheidet, ob uns Veränderung gelingt.

Dieser Artikel ist erstmals am 31. Oktober 2012 erschienen, hier liest du die aktualisierte Fassung.

Wie ist es uns möglich, uns zu verändern? Wir erleben wohl alle immer wieder, dass Veränderung nicht einfach ist. In einem Vortrag* geht der Hirnforscher Gerald Hüther dieser Frage nach.

Warum gelingt Veränderung oftmals nicht?

Viele Experten geben uns Tipps, wie Veränderung gelingen kann. Nur klappt das oft nicht. Wir wollen, aber wir können nicht.

Warum ist das so?

Unsere Einstellungen, Haltungen und Überzeugungen sind widerstandsfähig gegenüber Veränderung

Hüther weist darauf hin, dass sich unsere Einstellungen, Haltungen und Überzeugungen aufgrund von Erfahrungen gebildet haben, die uns weitergeholfen haben.

Daher sind sie häufig so hartnäckig, wenn es darum geht, etwas zu verändern.

Die Bewertung zum Fasten entscheidet über Erfolg und Misserfolg

Eine ganz wichtige Rolle spielt dabei, wie wir eine Situation bewerten.

Gerald Hüther zeigt dies anhand eines Beispiels, das bei mir einen „Aha“-Effekt ausgelöst hat:

  • Etwa 500 Frauen waren in einer Fastenklinik in Deutschland.

  • Wissenschafter wollten die Annahme experimentell bestätigen, dass Fasten gut sei, um sich emotional zu stabilisieren. Es trage also zum subjektiven Wohlbefinden bei.

  • Das haben sie gemessen anhand der Stresshormone, die ausgeschüttet werden. Würde sich zeigen, dass die Ausschüttung abnehme, so wäre der erwünschte Beweis geliefert.

Was aber zeigte sich?

  • Bei vielen ging die Ausschüttung tatsächlich hinunter.

  • Es gab aber auch viele, bei denen sie hinauf ging.

  • Die Wissenschafter fanden heraus, dass es sich um zwei Gruppen von Fastenden handelte.

Gruppe eins waren Faster, die freiwillig in die Klinik gekommen waren und sogar noch für das Fasten bezahlt hatten. Die Faster aus Gruppe zwei wurden von der Gesundheitskasse zum Abnehmen in die Fastenklinik geschickt.

Ein und dieselbe Klinik und Behandlung – und solch unterschiedliche Ergebnisse!

Der Unterschied lag darin, wie die Menschen das Fasten bewerteten.

Damit Veränderung gelingt, ist es entscheidend, ob wir Sinn sehen in dem, was wir tun

Für die einen war es etwas Positives, was sie freiwillig taten in der Annahme, es sei gut für sie; für die anderen war es etwas Aufgezwungenes, in dem sie wahrscheinlich wenig Sinn sahen.

Gerald Hüther erläutert in seinem Vortrag, dass Bewertungen darüber entscheiden, was auf hormonaler, immunologischer und neuronaler Ebene passiert.

Zwei Menschen können auf die gleiche Situation völlig unterschiedlich reagieren. Für die einen ist es eine kontrollierbare Situation, sie erleben es als Herausforderung; für die anderen führt es zu einer unkontrollierbaren Belastung.

Unsere Bewertungen haben eine Auswirkung darauf, wie sich unsere Nervenzellen im Gehirn vernetzen.

In meinen nächsten Blogartikeln möchte ich weiter auf diesen Vortrag eingehen, vor allem welche Antworten Hüther auf die Frage gibt, wie Veränderung auch auf der Ebene der Einstellungen, Haltungen, und Überzeugungen möglich wird.

*Gerald Hüther: Müssen wir umdenken, umfühlen oder etwas einfach nur ganz anders machen, damit sich unser Gehirn verändert? Vortrag auf dem Heidelberger Symposium „Gehirn und Körper“ vom März 2008.

Website Gerald Hüther

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