Führung als Leadership

Das Wort Führung hatte für mich lange eine negative Bedeutung. Leadership drückt für mich eine neue Art von Führung aus: Menschen, die bereit sind, sich selbst kennenzulernen, sich weiterzuentwickeln und andere mit ihrer Begeisterung anzustecken. Doch macht der englische Ausdruck noch Sinn?

Dieser Artikel ist erstmals 2012 erschienen, hier liest du die aktualisierte Fassung.

Wie fühlst du dich, wenn von Führung gesprochen wird? Welche Bilder steigen in dir hoch? Bist du selbst eine Führungskraft, eine Führungspersönlichkeit, nimmst du eine Führungsrolle ein? Führst du andere? Wo führst du sie hin?

Was meinen wir eigentlich, wenn wir von Führung sprechen?

Für mich war Führung lange verknüpft mit Machtspielen und Selbstverleugnung

Ich wollte nie „Karriere machen“, weil das für mich verknüpft war mit Konkurrenzkampf, Ellbogentechnik, Isolation und Selbstverleugnung.

Lange habe ich Führungsrollen verbunden mit Hierarchie, Machtspielen und Top-Down-Entscheidungen.

Mein Eindruck war zudem, dass man als Frau besonders hart auftreten muss, will man in Führungspositionen vordringen. Man sollte immer etwas zu sagen wissen, möglichst bevor jemand anderer Luft holen und etwas äußern kann. Vor allem aber sollte man sich davor hüten „emotional zu werden".

So sagte ich mir: „Ich habe nicht das richtige Durchsetzungsvermögen“, „Das liegt mir nicht“ und letztlich „Ich will das gar nicht“.

Das Bild, als Frau die Karriereleiter hochzusteigen, um letztendlich „die gläserne Decke“ zu durchstoßen, hat mich nie angesprochen. Warum sollte ich dorthin, wenn mich dort doch nur die Kälte eines ungelüfteten Glaspalastes erwartet?

Mein neues Bild von Führung: Führung als Leadership

Heute habe ich ein alternatives Bild von Führung, das für mich sehr inspirierend wirkt. Ich bezeichne diese Art von Führung derzeit für mich als Leadership, weil es aus meiner Sicht dafür keinen adäquaten deutschen Ausdruck gibt.

Was bedeutet Leadership?

Ich verbinde damit:

  • An der Schwelle zu etwas Neuem zu stehen und den Mut zu haben, diese Schwelle auch zu überschreiten.

  • Sich verantwortlich zu fühlen und einzusetzen für positive Veränderungen in der Welt.

  • Sich einzulassen auf das Ungewisse, Unsicherheit zuzulassen und sich seinen Ängsten zu stellen.

  • Andere mit der eigenen Begeisterung anzustecken.

  • In Leadership vereinen sich männliche und weibliche Charakteristiken (wobei ich das nicht biologisch verstehe, wir tragen alle beides in uns).

Leadership ist meinem Verständnis nach von innen heraus motiviert, von unseren Quellen her.

Ausgangspunkt ist, uns auf den Weg zu machen zu uns selbst, uns kennenzulernen, herauszufinden, wer wir sind und wozu wir hier auf der Welt sind. Uns lieben zu lernen.

Leadership ist immer auch Selbstführung.

Passt das Wort Leadership noch?

Nun bin ich mir allerdings nicht mehr sicher, ob es richtig ist, ein englisches Wort herzunehmen, weil das deutsche für einen vorbelastet ist.

Irgendwann wird für die Bedeutungsvielfalt, die einen Begriff ausmacht, ein Wort gewählt. Es ist eine Verdichtung, eine Vereinfachung, eine Konvention. Im Laufe der Zeit geschehen gesellschaftliche Veränderungen und das, was wir mit dem Ausdruck verbinden, passt irgendwie nicht mehr so recht. Wir verwenden ein Wort, verständigen uns aber nicht darüber, was wir darunter verstehen. Wir tun aber so, als wäre es für uns alle ganz eindeutig. Das führt zu Missverständnissen.

Sollte man nicht viel eher das gängige Wort in der eigenen Sprache weiterverwenden, aber mit neuem Leben füllen, ihm einen neuen Bedeutungszusammenhang geben? In einem gemeinsamen Akt, wo man zusammen die mit dem Begriff verbundenen Glaubenssätze und Werthaltungen in den Blick nimmt und sich anschaut, ob sich zwischenzeitig nicht bereits etwas verändert hat – oder aber verändern sollte?

Oder ist es vielleicht manchmal Zeit, sich von Worten zu verabschieden und neue zu verwenden?

Aber muss es dann unbedingt D-Englisch sein?

Was meinst du dazu?

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