Brené Brown: Lebe verletzlich!

Brené Brown hat über das Gefühl der Scham geforscht und ist nach unzähligen Interviews auf ein Muster gestoßen: Es gibt Menschen, die aus vollem Herzen leben. Ihnen gemeinsam ist, dass sie ihre Verletzlichkeit nicht betäuben.

Dieser Artikel ist erstmals am 24. Januar 2014 erschienen, hier liest du die aktualisierte Fassung.

Brené Brown ist Sozialwissenschaftlerin. Im TEDTalk "Die Kraft der Verletzlichkeit" spricht sie über ihre Forschung und ihre persönliche Geschichte zum Thema Verletzlichkeit (sie zeigt sich also selbst verletzlich, indem sie das über sich erzählt). Siehe das Video auf YouTube mit deutschen Untertiteln.

Sie hat darüber auch ein Buch veröffentlicht, das ich mit großem Gewinn gelesen habe: „The Gift of Imperfection“, auf Deutsch erschienen als „Die Gaben der Unvollkommenheit“.

Forschung zum Gefühl der Scham

Brené Browns hat ursprünglich über die Fähigkeit, sich verbunden zu fühlen, geforscht. Das brachte sie zum Gefühl der Scham. Sechs Jahre lang führte sie Gespräche und leitete Fokusgruppen. Viele Menschen schickten ihr ihre Geschichten zu.

Selbstwertschätzung

Als Ergebnis gelangte Brené Brown zu einer Aufteilung in zwei Gruppen:

  1. Menschen, die das Gefühl von Wert für sich selber haben, die Selbstwertschätzung empfinden, und

  2. Menschen, die glauben, nicht gut genug zu sein

Aus vollem Herzen leben

Brené Brown bezeichnet die erste Gruppe als Menschen, die aus vollem Herzen leben. Was ist das Muster, das jene von der zweiten Gruppe unterscheidet? Sie waren überzeugt, dass sie es wert sind, Liebe und Zugehörigkeit zu erleben.

Das hatten diese Menschen gemeinsam:

  • Ein Gefühl von Courage, unvollkommen zu sein, nicht perfekt (von lat. „cor“, Herz, in der ursprünglichen Bedeutung: die Geschichte, wer man ist, aus ganzem Herzen erzählen).

  • Sie waren liebenswürdig zu sich selbst und anderen, zeigten Mitgefühl und Selbstmitgefühl.

  • Sie pflegten Verbindungen zu anderen Menschen mit der Bereitschaft, in Beziehung zu treten, ohne dass es Garantien für ein Gelingen oder bestimmte Ergebnisse gibt.

Alle diese Menschen betäubten ihre Verletzlichkeit nicht. Oder aber sie waren sich bewusst, wenn sie sich betäubten: das könnte beispielsweise geschehen durch Dinge einkaufen, ohne diese wirklich zu brauchen, viel fernsehen oder über das für einen gesunde Maß hinaus essen. Die extremste Variante ist ein Suchtverhalten.

Wie leben wir unsere Verletzlichkeit?

Brené Brown weist auf folgende Dinge hin:

  • Zulassen, tiefgehend gesehen zu werden.

  • Mit unserem ganzen Herzen lieben, auch wenn es keine Garantien gibt.

  • Dankbarkeit und Freude üben.

  • Und das Wichtigste: Daran glauben, dass wir genug sind. Dann beginnen wir zuzuhören, sind liebevoller und freundlicher zu den Menschen, mit denen wir zu tun haben, und zu uns selbst.

Wie geht es dir mit der Verletzlichkeit? Traust du dich, dich verletzlich zu zeigen?

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