Flow und Leidenschaft

Flow hängt mit Leidenschaft zusammen: tun, was du gerne tust. Doch du kannst auch lernen, in alltäglichen Situationen den Flow-Zustand zu erreichen.

Dieser Artikel ist erstmals am 23. Oktober 2014 erschienen, hier liest du die aktualisierte Fassung.

Flow ist das englische Wort für „Fluss“, „Fließen“, „Bewegung“, „Strom“. Mihaly Csikszentmihaly hat das Flow-Erleben wissenschaftlich erforscht. Wenn du dich auf den Weg machst zu erkunden, was dir wirklich wichtig ist, wie du leben und arbeiten willst, dann ist dieser Zustand des „im Fluss seins“ ein wesentlicher Aspekt.

Welche Aktivitäten bringen dich in den Zustand des Flow?

Im Rahmen eines Coachingprozesses, bei dem es darum geht, sich selbst in der Tiefe kennenzulernen und seiner Berufung auf die Spur zu kommen, frage ich immer:

  • Bei welchen Aktivitäten bist du so richtig im Fluss, vergisst die Zeit und bist ganz bei dir selbst?

  • Welche Aktivitäten haben dir als Kind besondere Freude gemacht?

Flow hat mit Leidenschaft zu tun. Wenn wir etwas mit Leidenschaft tun, dann sind wir begeistert davon. Wir lieben, was wir tun.

Es ist wichtig herauszufinden, welche Tätigkeiten es sind, die dich in diesen Zustand bringen.

Als Kinder sind wir diesem Aufgehen in einer Tätigkeit noch total zugänglich.

Welche Qualität hat Flow für dich?

Noch wichtiger aber ist es meiner Meinung nach, welche Qualität dieser Zustand für dich hat. Denn dann kannst du Flow auch bei Dingen erleben, die dir zuvor langweilig erschienen sind und die du nur getan hast, weil sie halt getan werden müssen: Fenster putzen, die Buchhaltung erledigen, E-Mails bearbeiten. Es gibt sicher vieles, was dir hier einfällt.

Natürlich kannst du solche Tätigkeiten auch delegieren und dafür bezahlen, dass sie jemand anderer macht, falls das in deinen finanziellen Möglichkeiten liegt.

Aber macht nicht die Gesamtheit dieser zunächst unbedeutsam und lästig erscheinenden Dinge unseren Alltag aus? Was für eine Chance liegt dann darin, auch sie als potenzielle Flow-Bringer zu betrachten.

Daher frage ich im Coaching auch: „Wie fühlt es sich an, wenn du im Fluss bist?“ und lade meine Kundin ein, sich in diesen Zustand zu versetzen, ihn mit allen Sinnen zu spüren. Das ist eine Ressource, die wir in uns tragen. Und die kann wachsen, wenn wir unsere Aufmerksamkeit immer wieder darauf richten.

Wie erlebe ich persönlich Flow?

Wenn ich im Fluss bin, dann fühle ich mich bei mir und gleichzeitig ganz bei meiner Aktivität. Ich bin im Einklang mit mir und der Welt. Ich spüre Verbundenheit. Ich bin präsent im Moment, meine Gedanken tragen meine Aufmerksamkeit nicht fort. Ich erlebe mich in Beziehung mit dem, was ich tue.

Was sind Beispiele dafür?

Ein Coachinggespräch führen

Wenn sich so etwas wie ein Tanz ergibt zwischen mir und der Kundin. Ich erlebe mich dann ganz hier. Zwischen uns entsteht ein Fluss.

Allerdings vergesse ich die Zeit in dieser Situation nicht für lange, weil ich als Coach auf die Prozessführung achte, es liegt in meiner Verantwortung, die Zeit im Blick zu haben.

Es sind Momente während des Gesprächs, die dann der ganzen Stunde eine besondere Qualität verleihen.

Schreiben

Wenn ich schreibe, dann erlebe ich es manchmal so, dass ich mich ganz in die Tätigkeit vertiefe. Ich bin fokussiert auf mein Tun und gleichzeitig fühlt es sich weit und aufnahmebereit an. Plötzlich sind zwei Stunden um und ich staune.

Ein Spaziergang in der Natur

Besonders im Wald, wozu ich hier in Zürich gleich in der Nähe meiner Wohnung Gelegenheit habe. Ich gehe, gehe, gehe...ich spüre den Boden unter meinen Füßen, ich nehme meine Schritte wahr, in meinem Brustkorb ist eine Weite, meine Arme schwingen locker mit, ich nehme die Luft auf meiner Haut wahr, mein Herz klopft, ich höre Vogelgezwitscher, da ist das Geräusch von Blättern, die sachte von den Bäumen segeln, es duftet nach Herbstlaub und frisch gefällten Baumstämmen, das Gehen fühlt sich leicht an und fließend, ich gehe, gehe, gehe...

In die Welt eines Romans, einer Erzählung oder Lebensgeschichte eintauchen

Wenn ich mich wirklich auf die Geschichte einlasse, dann kann ich Zeit und Raum vergessen.

Was macht ein Flow-Erleben aus?

Ich habe den Eindruck, es ist dieses Gefühl von Einssein, von Verbindung und Verbundenheit, das bei diesen Zuständen mitschwingt. Es erzeugt tiefe Zufriedenheit und auch Geborgenheit.

Es hat etwas zu tun mit Hingabe an den Moment. Mich dem Fluss der Situation überlassen, letztlich dem Fluss des Lebens. Du kannst diese Momente nicht erzwingen, du kannst sie einladen und dann zulassen.

Wie du den Flow-Zustand erreichen kannst

Erzwingen lässt er sich nicht. Du kannst aber Rahmenbedingungen schaffen, um einen Flow-Zustand zu ermöglichen. Da kommt dann die Qualität der Planung ins Spiel: Dich so in deinem Alltag organisieren, dass Spielraum dafür bleibt. Dass du in die volle Aufmerksamkeit gehen kannst: zum Beispiel mit Zeiten der Arbeit ohne Ablenkung durch E-Mails und Social Media.

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