Katarzyna Mol: Mit dem Herz in der Hand (Rezension)

Katarzyna Mol erzählt in "Mit dem Herz in der Hand" über ihre Flucht aus Polen und den Neubeginn in Deutschland. Sie macht Mut, das eigene Leben selbstbestimmt zu führen.

Dieser Artikel ist erstmals am 03. Dezember 2014 erschienen.

Frauen, die über ihr Leben erzählen: Die es selbstbestimmt führen, aber auch nicht die Schwierigkeiten verschweigen. Solche Geschichten lese ich gerne. Sie inspirieren mich und machen mir Mut. Und weil ich denke, dass das auch für andere Frauen so sein könnte, stelle ich dir das Buch „Mit dem Herz in der Hand“ von Katarzyna Mol vor.

An wen richtet sich das Buch "Mit dem Herz in der Hand"?

Katarzyna Mol wendet sich an Leser und Leserinnen, die ihren eigenen Weg voller Überzeugung und Selbstsicherheit gehen wollen.

Katarzyna Mol

Die Autorin wurde in Polen geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Deutschland begann sie ihre Karriere in einem großen Zeitschriftenverlag. Sie ist Herausgeberin des Frauenmagazins emotion und der Philosophie-Zeitschrift hohe luft.

Mutig den eigenen Weg gehen

In dem Buch schildert Katarzyna Mol ihre Geschichte von der Kindheit und Jugend in Polen über die Flucht als Siebenjährige 1981 mit der Mutter nach Deutschland, dem Neubeginn bis zu ihrer heutigen Position als Herausgeberin zweier Zeitschriften. Es ist die Geschichte einer Frau, die mutig ihren Weg geht.

Viele Geschichten in einem Buch

Was macht dieses Buch besonders spannend für mich? Dass sich in ihm viele Geschichten lesen lassen:

Die Geschichte

  • des kommunistischen Polens aus der Perspektive eines Kindes

  • über den Zusammenhalt von Frauen im kommunistischen Polen

  • einer intensiven, respektvollen und fördernden Mutter-Tochter-Beziehung

  • der verzweifelten Liebe eines Mädchens für ihren meist abwesenden Vater

  • einer Flucht

  • von Migranten in Deutschland

  • über die Bereitschaft von Menschen, anderen in einer schwierigen Lage zu helfen und sich um ihr Wohl zu sorgen

  • von zwei Frauen, die sich nicht als Opfer sehen, sondern ihr Leben in die Hand nehmen

  • einer Frau, die immer mehr zu sich selbst findet

  • einer Unternehmensgründerin, die den mutigen Schritt zur Selbstständigkeit wagt: Eine Entscheidung, die sie halb im Kopf, halb im Bauch trifft

Ich finde es bemerkenswert, an welche Einzelheiten sich die Autorin erinnern kann. Zum Beispiel die Flucht aus Polen: das Durchsuchen des Gepäcks an der Grenze zur DDR in der Nacht an einer hell erleuchteten Grenzstation mitten im Wald, das Bedrohliche der Situation, die Courage der Mutter.

Oder die Atmosphäre und die Menschen im Gasthaus, in dem ihre Mutter - in Polen als Diplomingenieurin tätig - in München als Abwäscherin zu arbeiten beginnt. Die Tochter glaubt zunächst, sie wären hier auf Urlaub und wundert sich, dass die Mutter so wenig Zeit für sie hat. Aber sie richtet sich in dieser Lage ein und weiß sich zu beschäftigen.

Ist wirklich alles möglich?

"Alles ist möglich, wenn man voller Überzeugung dafür kämpft", schreibt die Autorin. Das Credo, dass alles möglich ist, wenn wir es nur wirklich wollen, sehe ich kritisch.

Ich glaube ebenfalls daran, dass wir sehr viel mit unserer Einstellung bewirken können. Gerade das Buch zeigt allerdings sehr deutlich, dass es eben auch auf die Umstände ankommt: Welche Menschen begegnen uns und sind bereit uns zu helfen beispielsweise. Wir haben nicht alles in der Hand.

Und "kämpfen" gefällt mir nicht in diesem Zusammenhang. Ich bin der Ansicht, dass es um ein Ermöglichen geht, um das Zusammenspiel zwischen tatkräftiger Aktion und Hingabe. Die Garantie, dass wir dann alles erreichen, was wir wollen, haben wir allerdings nicht.

Und dennoch mag ich, wie die Autorin Schritt für Schritt ihr Leben mit Vertrauen und Kraft lebt. Aber sie erzählt auch über ihre Selbstzweifel, erwähnt, dass sie sich im Verhältnis zur starken Mutter mangelhaft fühlt.

Fazit

Ein mitreissendes Buch. Zeitgeschichte, Familiengeschichte, Heldinnengeschichte: Vor allem aber die Biographie einer bemerkenswerten Frau.

Angaben zum Buch

Katarzyna Mol: Mit dem Herz in der Hand. Eine Geschichte über die Freiheit, das Glück, meine Mutter und mich. Ludwig Verlag: München 2012

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