Wie sich Selbstwertgefühl von Selbstmitgefühl unterscheidet

Kristin Neff trifft eine interessante Unterscheidung zwischen Selbstwertgefühl und Selbstmitgefühl. In diesem Artikel führe ich sie näher aus.

Dieser Artikel ist erstmals am 26. März 2014 erschienen.

Selbstwertgefühl unterscheidet sich von Selbstmitgefühl

Kristin Neff ist Professorin für Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung an der University of Texas in Austin, USA. Sie forschte zunächst zum Selbstwertgefühl. Es ist so definiert, dass wir uns selbst bewerten, entweder positiv oder negativ.

Jahrelang wurde ein hoher Selbstwert als das Zeichen für psychisches Wohlbefinden beurteilt. Menschen mit hohem Selbstwertgefühl sind weniger depressiv, weniger ängstlich und generell glücklicher als Menschen mit geringem.

Ungesunde Wege zum positiven Selbstwertgefühl

Wenn wir uns positiv beurteilen, ist das ja nichts Schlechtes. Die Frage ist aber, wie wir zu unserem Selbstwertgefühl gekommen sind. Es gibt ungesunde Wege.

In der westlichen Kultur wird ein hoher Selbstwert damit in Verbindung gebracht, überdurchschnittlich zu sein. Wir müssen uns also von den anderen abheben. Wie aber können wir alle über dem Durchschnitt liegen?

Wozu führt eine solche Auffassung?

Sie führt zu Konkurrenzverhalten. Und was sind Folgen davon?

  • Wir vergleichen uns permanent mit anderen: „Ich habe bessere Noten als meine Schulfreundin“, „Ich fahre das teurere Auto als mein Nachbar“, „Ich habe ein hübscheres Gesicht als meine Kollegin“. Wir wollen immer ein bisschen besser sein als andere.

  • Und wir müssen immer etwas Besonderes sein oder Besonderes leisten.

  • Gut für unseren Selbstwert, wenn wir erfolgreich sind, katastrophal, wenn wir scheitern.

Selbstmitgefühl bedeutet, uns so anzunehmen, wie wir sind

Selbstmitgefühl ist laut Kristin Neff ebenfalls mit Wohlbefinden verknüpft: weniger Depressionen, weniger Angst, weniger Stress, mehr Optimismus, größeres Glücksempfinden.

Der Unterschied zu einem hohen Selbstwertgefühl liegt darin, dass es beim Selbstmitgefühl darum geht, uns anzunehmen, so wie wir sind, mit unseren Stärken, vor allem aber auch mit unseren Unvollkommenheiten.

Mitgefühl mit uns selbst kommt gerade dann ins Spiel, wenn etwas schiefläuft, wenn wir das Gefühl haben zu versagen.

Selbstmitgefühl weiß: Wir alle sind nicht perfekt

Wenn wir uns mit Selbstmitgefühl begegnen, dann gehen wir davon aus, dass wir Fürsorge, Respekt und Freundlichkeit verdienen – einfach, weil wir Menschen sind und das allen Menschen zusteht.

Nicht perfekt zu sein, ist eine Erfahrung, die wir mit allen anderen Menschen teilen. Es verbindet uns mit anderen, anstatt uns zu trennen, wie es die Auffassung: „Ich bin besser als du“ tut.

Was hältst du von dieser Unterscheidung von Selbstwertgefühl und Selbstmitgefühl?

Weiterführende Links:

Website Self-Compassion Dr. Kristin Nef

Kristin Neff: Selbstmitgefühl. Wie wir uns mit unseren Schwächen versöhnen und uns selbst der beste Freund werden. Kailash 2012

Zurück
Zurück

Vom Mangel zum Genug

Weiter
Weiter

Ist Selbstwertschätzung egoistisch?