Bernd Schmid, Nele Haasen: Systemisches Mentoring (Rezension)

In ihrem Buch "Systemisches Mentoring" zeigen Bernd Schmid und Nele Haasen, welches Potenzial in einem begleiteten Mentoring-Lernprozess für Einzelne, Unternehmen und Organisationen steckt, insbesondere mit einer systemischen Haltung.

Dieser Artikel ist erstmals am 02. Juli 2014 erschienen.

Was ist Mentoring?

„Hilf mir, es selbst zu tun.“ (Maria Montessori)

Schon länger interessiert mich die Lernform Mentoring. Doch was ist das genau? Mentoring ist ein begleiteter Lernprozess. Dabei unterstützt eine erfahrene Person (Mentor oder Mentorin) eine weniger erfahrene Person (Mentee) über einen längeren Zeitraum in Gesprächen. Der Mentee soll in seiner persönlichen Entwicklung unterstützt werden.

Der Mentor gibt keine Lösungen vor. Ziel ist, dass der Mentee für seine Fragestellungen – berufliche oder private - individuelle Lösungen findet. Das bedeutet, dass der Mentor die Haltung der „Hilfe zur Selbsthilfe“ braucht. Für den Mentee wiederum ist es entscheidend, dass er sich auf diesen Prozess ganz bewusst einlässt.

Bernd Schmid und Nele Haasen gehen sehr genau auf die Formen, Zielgruppen und die Rollen ein. Sie beschreiben auch, wie ein Mentoring ablaufen kann. Die Leserin und der Leser finden im Buch Werkzeuge für Mentoren und Mentees, wie z.B. eine Checkliste für Vereinbarungen. Sehr hilfreich finde ich auch den Fragenkatalog mit systemischen Fragen für Mentoren.

Mentoring-Programme einführen

Die Autoren zeigen die Chancen und den Nutzen für Mentees, Mentoren und Organisationen auf. So bietet Mentoring für die Mentoren unter anderem die Möglichkeit zur Selbstreflexion, indem der Mentee um Feedback zu eigenen Situationen gebeten werden kann. Für die Organisation liegt ein Nutzen beispielsweise darin, dass informelles Wissen zugänglich gemacht wird. Mentoring ist somit auch ein Beitrag zum Wissensmanagement.

Die Autoren geben eine Schritt-für-Schritt Anleitung für die Einführung eines Mentoring-Programmes in Organisationen. Auch der Umgang mit Schwierigkeiten wird ausgeführt, z.B. wenn entweder Mentor oder Mentee vereinbarte Treffen häufig absagen.

Mentoring im Generationendialog

Am Schluss zeigen Schmid und Haasen einen Aspekt auf, der mir vielversprechend erscheint. Sie sind der Auffassung, dass Mentoring im Generationendialog Nutzen stiften kann. Junge können viel von der Lebens- und Beruferfahrung Älterer lernen. Die Autoren gehen nicht im Detail darauf ein, weisen allerdings darauf hin, dass es eine gewisse Begleitung von solchen Prozessen braucht: Schulung, Pflege einer förderlichen Gesprächskultur und Erwerb kommunikativer, intuitiver und emotionaler Kompetenzen.

Gesellschaftliche Einrichtungen wie Volkshochschulen oder andere Bildungseinrichtungen könnten hier Kristallisationspunkte sein.

Fazit

Das Buch wird seinem Anspruch, eine kompakte Einführung in das systemische Mentoring zu bieten, mehr als gerecht. Es ist sehr praxisnah und bietet gleichzeitig auch viel Stoff für weitergehende Reflexion.

Was mir besonders gefällt ist, dass die Autoren auf Folgendes hinweisen: Es ist wichtig, ein „gemeinsames Gerüst“ zu haben - einen Rahmen in Form von Vereinbarungen, die man trifft -, aber andererseits auch, offen zu sein für „hintergründige Strömungen“ (S. 40), d.h. Prozesse, die erst allmählich sichtbar werden.

Nun interessiert mich: Wie ist dies übertragbar auf Netzwerke? Wie können sich Frauen untereinander durch Mentoring unterstützen? Was sollte dabei besonders beachtet werden? Wie sind die Erfahrungswerte? Ich bleibe an dem Thema dran!

Angaben zum Buch

Bernd Schmid, Nele Haasen: Einführung in das systemische Mentoring. Carl-Auer Verlag

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