Auszeit: Warum sie wichtig ist und wie der Transfer in den Alltag gelingt

Es gibt Zeiten, da ist es wichtig, statt eines Schritts nach vorne einen Ausfallschritt auf die Seite zu machen. Sich rausnehmen aus dem Gewohnten, dem oft als Trott erlebten Alltag, aus dem bloßen Funktionieren. Doch wie wird die Auszeit nicht zur kurzfristigen Flucht? Wie gelingt die Übertragung in den Alltag?

Dieser Artikel ist erstmals am 14. August 2015 erschienen, hier liest du die aktualisierte Fassung.

Was bedeutet sich eine Auszeit nehmen?

Es gibt verschiedene Formen von Auszeit:

  • Dich an einen an einen ruhigen Ort zurückziehen, mit möglichst wenig äußeren Eindrücken: in den Bergen, am Wasser, in einem Kloster.

  • Neue Eindrücke aufnehmen und bisher nicht gelebte Talente ausleben: auf einer Alm mithelfen, eine Reise in ein unbekanntes Land unternehmen, ein Schreibretreat.

Eine Auszeit ist in allen Fällen eine Unterbrechung der gewohnten Abläufe in unserem Leben.

Bestenfalls nehmen wir eine Auszeit freiwillig. Doch es gibt auch Ereignisse, wo uns Umstände in eine völlig neue Situation hineinkatapultieren: zum Beispiel der Verlust des Jobs, Krankheit, eine Trennung.

Warum ist Auszeit so wichtig?

  • Eine Auszeit ist wichtig, um dem Stress des Alltags zu entkommen und neue Kraft zu tanken. Entschleunigung. Endlich. Denn wer fühlt sich heute nicht ab und zu am Rande der Belastbarkeit?

  • Eine Auszeit kann auch helfen, dass es gar nicht erst soweit kommt, total am Anschlag zu sein bis hin zu einem Burnout. Eine Auszeit nehmen wird so zu einem wesentliche Aspekt der Selbstfürsorge.

  • Doch es geht noch weiter: Eine Auszeit birgt die Chance zu erkennen, was wirklich wesentlich für dich ist. Dann, wenn du dir erlaubst, in der Auszeit Pausen einzulegen, wahrzunehmen, was gerade ist, innerlich still wirst.

Zugegeben, in den stillen Momenten einer Auszeit könntest du Töne vernehmen, die dir Angst machen und dich verunsichern. Als hätten sie geradezu darauf gelauert, nun endlich zu Wort zu kommen.

Diese unangenehmen Stimmen in uns weisen uns einen Weg in eine Richtung, die möglicherweise eine radikale Veränderung in unserem Leben bedeuten würde. Was Wunder, wenn wir sie lieber durch ständige Aktivitäten oder Suchtmittel wie Alkohol, Social Media oder Shopping verdecken, ja zudröhnen.

Und da gibt es auch diese ganz leisen, verletzlichen Töne. Die uns ahnen lassen, wie verwundbar wir sind. Auch das nicht gerade aufbauend: Sind wir doch darauf getrimmt, stark und effizient zu sein.

Auf eine Auszeit einlassen

Im Sommer 2015 habe mir drei Wochen Urlaub gegönnt. Seit Jahren war das nicht mehr der Fall. Ich habe in dieser Zeit bewusst darauf verzichtet, meinen Laptop dabei zu haben, auf Social Media aktiv zu sein und E-Mails zu checken. Auch telefoniert habe ich nicht.

Zugegeben: da waren Stimmen in mir, die mir einflüsterten: “Kannst du dir das leisten? Nicht erreichbar zu sein für Interessenten, Kunden und interessante Kooperationsangebote? Beziehungen sind dir doch so wichtig: Wie wirkt sich das aus, wenn du nicht reagierst?”

Und da waren auch Anteile in mir, die in düsteren Farben schilderten, dass Unmengen an Arbeit nach dem Urlaub auf mich warten würden.

Ich brauchte Zeit, mich wirklich auf diese Auszeit einzulassen. Wie eine Süchtige, die an der Nadel ständiger Aktivitäten hängt. Gerade in Phasen der Entschleunigung ist die Verlockung groß, erst recht wieder viel zu tun: da ist dieses tolle Angebot im Retreatcenter, von der Massage zum QiGong zum Yoga: huch, lässt sich fast nicht vereinbaren im Terminkalender…

In der Auszeit mit dem in Kontakt kommen, was dir wirklich wichtig ist

Doch wenn du geduldig mit dir bist, dir Phasen der Ruhe und Stille gönnst und all diese Stimmen in dir zulässt, ohne dich darin zu verlieren – dann dringst du zu Schichten vor, wo du dich fragen kannst:

  • Was ist mir wirklich wichtig?

  • Wie möchte ich meine Zeit verbringen?

  • Mit welchen Menschen will ich sein?

  • Wie definiere ich meinen Selbstwert?

  • Wenn ich mich oft gestresst fühle: Was kann ich weglassen?

  • Wovon will ich mich verabschieden?

  • Worauf will ich einen Schwerpunkt legen?

Transfer aus der Auszeit in den Alltag

Die große Herausforderung liegt darin, wie du Erkenntnisse, Ahnungen und Qualitäten der Auszeit in deinen Alltag integrierst.

Denn letztlich kehren die meisten nach einer Erholungszeit wieder zurück. Und auch wenn sie auf der Alm bleiben, so wird das Leben auch dort bald zum neuen Alltag.

3 Impulse für einen gelungenen Übertrag in den Alltag:

  • Welche Inseln im Alltag möchtest du dir schaffen, um bereits morgen in einem kleinen, überschaubaren Ausmaß das zu tun, was dir wirklich wichtig ist?

  • Was möchtest du künftig anders machen, um Qualitäten, die du in der Auszeit kennengelernt hast, auch in deinen Alltag zu bringen? (z.B. Stille, Pausen, Freundlichkeit zu dir selbst, Zeit für Gespräche)

  • Mein Tipp: Nimm dir nicht zu viel auf einmal vor! Wähle ein bis drei konkrete Schritte, auf die du in den nächsten Wochen regelmäßig deine Aufmerksamkeit lenkst.

Wie geht es dir mit Auszeiten und dem Transfer in den Alltag? Berichte gerne unten in den Kommentaren.

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