Emotionen sind wie Gefühle, die eingefroren sind - sie lassen sich auftauen

Emotionen und Gefühle sind unterschiedlich. Gefühle sind wichtige Wegweiser. Emotionen sind wie Eiswürfel in unserem Inneren: etwas durfte oder konnte nicht gefühlt werden. Wenn du lernst, sie aufzutauen, wird Lebensenergie frei: kreative Anteile in dir. Dafür braucht es Achtsamkeit und Selbstmitgefühl.

In meinem Blogartikel "Gefühle zulassen bringt dich in deine Lebendigkeit" schreibe ich darüber, dass uns ein freies Fließen der Gefühle in unsere Lebendigkeit bringt.

Doch gibt es nicht nur Gefühle, sondern auch Emotionen. Was ist der Unterschied?

Unterschied Emotionen und Gefühle

Es gibt verschiedenste Definitionen von Gefühlen und Emotionen, und wie sie sich unterscheiden. Ich gehe hier nicht darauf ein, du findest in dem Artikel keine psychologische Abhandlung. Doch ich möchte dir etwas zur Verfügung stellen, was für mich selbst sehr hilfreich ist: für meine persönliche Entwicklung und in der Begleitung von Frauen im Coaching.

Wenn meine Gefühle frei fließen dürfen, dann reagiere ich frei und angemessen in einer Situation. Für mich hat das sehr viel mit der Qualität des Herzens zu tun. Ein freies Herz ermöglicht freie Gefühle.

Doch wahrscheinlich kennst auch du Situationen, wo du aus dem Gleichgewicht gerätst. Wo du, womöglich wie „aus heiterem Himmel”, aus der Haut fährst oder in dich zusammensackst. Du wirst dabei vielleicht zur Person, die du eigentlich überhaupt nicht sein willst.

Solche Situationen sind wie Signale, die dir das Leben gibt, dass da etwas in Fluss kommen will. Dass ein Gefühl jetzt endlich gefühlt werden will.

"Ja, aber fühle ich in so einer Situation nicht? Ich bin doch wütend!" – eine berechtigte Frage. Hier finde ich die Unterscheidung zwischen Gefühl und Emotion hilfreich, wie ich sie bei Vivian Dittmar in ihrem Buch "Der emotionale Rucksack. Wie wir mit ungesunden Gefühlen aufräumen" finde:

Das Gefühl findet im Moment statt; bei Emotionen handelt es sich um nicht gefühlte Gefühle aus der Vergangenheit.

Die fünf Gefühle Wut, Angst, Trauer, Freude und Scham sind wichtige Wegweiser. Ich nehme ein Gefühl wahr und ich handle entsprechend. Was nicht immer bedeutet, dass ich „in Aktion trete” und etwas umsetze. Das “Tun” kann darin bestehen, Tränen nicht zurückzuhalten, sondern laufen zu lassen. Das Gefühl kann dann durch mich hindurchfließen. So habe ich das nach dem Tod meiner Eltern erlebt.

Bei einer Emotion hingegen habe in der Vergangenheit eine Erfahrung gemacht, in der es mir nicht möglich war, im Moment zu fühlen. Es hat sich zu gefährlich angefühlt. Oder ich habe mir nicht genügend Zeit und Raum dafür genommen.

In den Worten von Vivian Dittmar trage ich solche Erfahrungen dann wie „Emotionspäckchen” in meinem „emotionalen Rucksack” mit mir. Und diese Päckchen warten darauf, geöffnet zu werden.

Innere Eiswürfel

Für mich ist ein anderes Bild noch stimmiger als die Päckchen im Rucksack: Emotionen, die wir wie Eiswürfel, Eisblöcke oder sogar Eisberge in unserer inneren Landschaft mit uns herumtragen. Und wie bei einem gefüllten Rucksack auf dem Rücken kann sich auch da allerhand Gewicht ansammeln!

Die Eiswürfel wollen schmelzen, sich lösen, denn darin ist Lebensenergie gebunden. Wenn ich es auf diese Weise betrachte, dann kann ich eine Situation, wo mich etwas triggert, wo jemand einen meiner Knöpfe drückt, als Chance sehen, dass etwas in mir gesehen, angenommen und wieder in Fluss kommen will. Und auch kann: Denn, wenn es sich zeigt, ist es in der Regel so weit.

Und ich kann lernen, solche Eiswürfel auch aktiv in mir aufzuspüren, wie bei einer Polarexpedition – ohne darauf zu warten, dass das Leben mir hartnäckig Situationen präsentiert. "Was, nun habe ich meinen Job gewechselt und habe wieder eine Kollegin, bei der es mir schwer fällt, Nein zu sagen?" Ich ärgere mich total über die Kollegin, bis ich feststelle: Hoppla, das hat ja etwas mit mir zu tun. Sie ist bloß der Auslöser. Lass mich das mal näher erkunden.

Gibt es laut der Unterscheidung von Emotionen und Gefühlen überhaupt positive Emotionen?

Emotionen im oben genannten Sinn fühlen sich unangenehm an. Viele würden sie daher wohl als negativ bezeichnen. Doch positiv sind sie insofern, als wir von ihnen viel über uns selbst lernen können.

Um im Bild der Eiswürfel zu bleiben: In den Emotionen sind kreative, kostbare Anteile von uns eingefroren. Doch können diese Eiswürfel auch auftauen. Und damit werden uns die Kreativität und das Potenzial, die in ihnen eingeschlossen waren, wieder zugänglich.

Es ist wohl eine der wertvollsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben und meiner Arbeit mit Menschen machen darf: Dass mit einer zugewandten, wohlwollenden Haltung solche vereisten Anteile Vertrauen fassen und ins Schmelzen kommen.

Es braucht dafür Achtsamkeit und Selbstmitgefühl. Und idealerweise jemanden, der dabei hilft, Raum zu halten. Bis wir mehr und mehr lernen, uns diesen Raum selbst geben zu können. Auch wenn es dann weiterhin wertvoll ist, wenn wir einander diesen Aufmerksamkeits- und Präsenzraum schenken.

Quellenhinweis:

Vivian Dittmar: Der emotionale Rucksack. Wie wir mit ungesunden Gefühlen aufräumen. München: Kailash 2018

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