Eine Vision entwickeln: Schritte zur persönlichen Entfaltung und beruflichen Neuorientierung

Bist du unzufrieden mit deinem Beruf und fühlst dich gestresst und innerlich unruhig? Möchtest du eine Veränderung in deinem Leben herbeiführen und dich persönlich weiterentwickeln? Dann ist es Zeit, deine Vision zu entwickeln. Eine klare Vision hilft dir dabei, deine Ziele zu setzen und zu erreichen, dein Leben nach deinen Wünschen zu gestalten und deine berufliche und persönliche Entwicklung zu fördern.

Was ist eine Vision und warum ist eine Vision wichtig?

Eine Vision ist eine Vorstellung davon, wie du dein Leben gestalten möchtest. Damit ist sie verbunden mit deiner Berufung. Sie ist wie ein Leitstern: sie wirkt anziehend und gibt dir eine klare Richtung. Aus deiner Vision kannst du konkrete Ziele ableiten. Eine Vision gibt dir auch die Motivation, deine Ziele zu erreichen, und hilft dir, Hindernisse zu überwinden, die auf deinem Weg auftreten.

Ich habe in mehr als einem Jahrzehnt zahlreiche Frauen begleitet, ihre Vision zu entwickeln. Dabei habe ich festgestellt, dass die Arbeit ein zentraler Aspekt für alle war. Doch geht es darüber hinaus, und das wurde im Laufe des Coaching-Prozesses auch klar: Eine Vision ist immer auch eine Lebensvision.

Berufliche und persönliche Vision entwickeln: Schritte

Wie kannst du deine Vision entwickeln? Es gibt einige Schritte, die du dabei beachten kannst:

Reflektiere über deine Bedürfnisse

Was brauchst du, damit es dir wirklich gut geht? Viele Frauen scheuen sich, diese Frage zu stellen, weil sie sich dann als egoistisch empfinden. Ich habe das selbst auch lange so empfunden.

Doch es geht nicht darum, dass dir plötzlich alle anderen Menschen egal sein sollen und du dich mit deinen Ellbogen gewaltsam vordrängelst.

Doch erlaube dir, gedanklich zunächst einmal dich in den Mittelpunkt zu stellen. Wenn du einmal absiehst, was deine Kinder, dein Partner oder deine Partnerin, deine Eltern, deine Kolleg:innen brauchen – was brauchst du?

Sei dabei konkret:

  • Bist du eher ein Abend- oder ein Morgenmensch?

  • Wann hast du die meiste Energie? Was sind Energieräuber für dich?

  • Arbeitest du gerne alleine oder im Team? Oder ist es eine Mischform?

  • In welcher Umgebung fühlst du dich wohl, blühst du förmlich auf?

Beobachte dich zwei Wochen lang in deinem Alltag. Und mache dir Notizen.

Reflektiere über deine Werte

Was ist dir wichtig? Was sind Qualitäten und Werte, für die du einstehst und morgens aufstehst? Beispiele sind:

Aufrichtigkeit, Dankbarkeit, Einfachheit, Fleiß, Freude, Genuss, Gelassenheit, Gerechtigkeit, Humor, Leistung, Mitgefühl, Mut, Respekt, Selbstverwirklichung, Sicherheit, Zuversicht

Es gibt natürlich viel, viel mehr. Das ist nur eine Auswahl, die dir helfen soll, auf die Qualitäten und Werte zu kommen, die dir wichtig sind.

Finde drei bis fünf Werte, die dir besonders auf dem Herzen liegen

Finde heraus, was der Begriff für dich persönlich bedeutet

Zunächst ist jedes nur ein Wort, mit einer begrifflichen Bedeutung, die du irgendwann übernommen hast und die gar nicht deine eigene ist. Mir begegnet das im Coaching immer wieder beim Wert „Leistung“. Entscheidend ist, dass du herausfindest, was das für dich bedeutet. Nicht deine Eltern, dein Chef oder der Redakteur der Tageszeitung, die du liest. Erkunde das.

Erkunde deine Wünsche und Sehnsüchte

Erlaube dir, ruhig zu werden und in dich hineinzuspüren: Wo zieht es dich hin? Wünsche und Sehnsüchte sind oft tief verschüttet in uns. Und wenn wir zu buddeln beginnen, zeigt sich bald der innere Wächter: „Stopp, sei realistisch! Das führt doch zu nichts, das sind nur Tagträumereien“.

Das Träumen wird uns schon früh ausgetrieben, der „Ernst des Lebens“ beginnt spätestens in der Schule. Später werden wir auf Nützlichkeit hingetrimmt: alles, was wir tun, soll etwas bringen, sich ökonomisch verwerten lassen.

Doch da ist ja noch diese leise Stimme in dir, die flüstert...

Was flüstert sie? Hör mal hin. Es bedeutet nicht, dass du jeden Wunsch sofort umsetzt, deinen Job kündigst und auf eine einsame Insel ziehst oder ein Café eröffnest.

Wenn du deinen Wünschen und Sehnsüchten lauscht, findest du heraus, welche Bedürfnisse dahinter stecken. Die einsame Insel steht dann vielleicht für das Bedürfnis nach mehr Ruhe und Zeit für dich selbst, das Café für das Bedürfnis nach Geselligkeit, freier Zeiteinteilung und einen Ort ganz nach deinem Geschmack zu gestalten.

Vision entwickeln: Methode

Was sind denn aber nun Methoden, um eine Vision zu entwickeln?

Die Schritte einbeziehen: Deine Bedürfnisse, deine Werte, deine Wünsche und Sehnsüchte

Will sich eine Frau in meiner Begleitung neu orientieren, herausfinden, was sie ausmacht, wo sie steht und wo sie hinwill, dann geht es immer auch um ihre Vision.

Dabei beziehe ich die Schritte ein, die ich oben angeführt habe: die eigenen Bedürfnisse, Stärken und Talent, die Werte.

Den Umgang mit dir selbst erkunden und verändern: liebevoll zu dir sein

Zusätzlich ist auch wichtig zu erkunden, wie es mit dem Umgang mit sich selbst aussieht. Eine Vision zu entwickeln ist wie eine Reise zu sich selbst. Und bei dieser Reise spielt nicht nur das Was eine Rolle, sondern vor allem auch das Wie.

Wie reagierst du, wenn dir etwas an dir selbst nicht gefällt?

Dabei meine ich nicht unbedingt nur dein Aussehen, sondern eher auch Verhaltensweisen. Beispielsweise könntest du dir sagen, dass du zu wenig Selbstvertrauen hast. Verurteilst du dich dafür? Läuft der innere Kritiker Amok? Machst du dich herunter?

Wie reagierst du, wenn etwas schief gelaufen ist?

Ich bin der Überzeugung, und es entspricht meiner Erfahrung, dass wir uns dann am ehesten ändern, wenn wir uns selbst liebevoll begegnen: achtsam, mit Selbstmitgefühl. Und es ist einfach auch um so viel angenehmer, als uns zu beschimpfen und zu bestrafen.

In meinem eigenen Leben war es ein Epochenumbruch, als ich begonnen habe, selbstfürsorglich mit mit mir in Beziehung zu sein.😀

Hier hat sich für mich bewährt, insbesondere mit dem Felt Sense zu arbeiten: das eigene innere Erleben zu entdecken, Themen, Situationen und Probleme mithilfe der eigenen inneren Wissensquellen zu "bearbeiten". Bearbeiten passt hier nicht ganz, mir fällt aber momentan kein anderes Wort ein.

Siehe dazu auch meinen Blogartikel: "Was ist ein Felt Sense eigentlich?"

Bedürfnisse, Werte, Wünsche und Sehnsüchte mit kreativem Schreiben erforschen

Eine Methode, die sich gut eignet, um die eigenen Bedürfnisse, Werte und Sehnsüchte zu erforschen, ist das kreative Schreiben. Sich auf diese Weise besser kennenzulernen, ist in sich schon ein Akt der Selbstfürsorge.

Siehe dazu meinen Blogartikel: “Selbstfürsorge: 3 wirkungsvolle Übungen, wie dir kreatives Schreiben dabei hilft”

Vision aufschreiben: Visionsgeschichte erstellen

Die Vision als Geschichte auf's Papier zu bringen – da wird es meist schwierig. Denn es ist gar nicht so einfach, dass was wir innerlich wahrnehmen, was wir spüren, plus all der Erkenntnisse, die wir über uns gewonnen haben, nun konkret niederzuschreiben.

Es kann sich auch das Gefühl einschleichen, sich dann ein für alle Mal festzulegen. Was, wenn diese Visionsgeschichte gar nicht die Richtige ist?

Welche Eigenschaften sollten Visionen haben? Willst du deine Vision aufschreiben, so wird diese Frage unweigerlich auftauchen.

Was gilt es also zu beachten?

  • Setz dich nicht unter Druck. Die Visionsgeschichte, die du aufschreibst, ist einerseits eine Momentaufnahme. In einem Jahr, sogar einem Monat, würdest du wohl anders formulieren, auch andere Schwerpunkte setzen. Und doch drückt sich, hast du die oben angeführten Schritte beachtet, Tieferes darin ausdrücken: wer du bist, was du brauchst, was dir wirklich wichtig ist.

  • Formuliere in der Gegenwartsform, so als würde deine Vision jetzt stattfinden.

  • Bring deine Gefühle hinein: Wie fühlst du dich optimalerweise, wenn deine Vision dir ganz entspricht? Und sei auch konkret, bring Situationen hinein, wie du lebst und arbeitest. Sonst bleibt es zu diffus.

Eine Visionsgeschichte aufzuschreiben ist eine delikate Balance zwischen Fantasie und Realitätssinn.

Visionscollage (Visionboard) anfertigen

Mit einer Visionscollage oder einem Visionboard machst du dir ein Bild von deiner Vision. Du sprichst damit deinen visuellen Sinn an. Du kannst dich künstlerisch austoben.

Eine Collage lässt sich mit diversen Materialien anfertigen:

  • Am einfachsten schnappst du dir ein paar Zeitschriften, am besten mit Fotos und Grafiken, die dich ansprechen.

  • Du nimmst dir Zeit, um die Zeitschriften durchzublättern.

  • Sobald dich ein Bild anspricht, schneidest du es aus.

  • Klebe die Bilder auf ein Blatt. In der Anordnung, wie es gerade für dich stimmig ist. Nimm am besten ein A3-Blatt, das ist schön groß.

  • Verwende gerne auch bunte Stifte oder Malfarben und zeichne oder male selbst etwas dazu.

Denk nicht zu viel darüber nach, lass dich von deiner Intution leiten. Sei spielerisch.

Bewegung einbeziehen: Visionsspaziergang machen, deine Vision tanzen

Bewegung ist ebenfalls ein wichtiges Element für eine Vision. Beim Niederschreiben der Vision und der Erstellung einer Visionscollage sitzt du voraussichtlich. Mach doch einen Visionsspaziergang.

Ein Visionsspaziergang ist eine intuitive Art und Weise, dich deiner Vision zu nähern.

  • Nimm dir dafür mindestens 20 Minuten Zeit.

  • Gehe bewusst hinaus mit der Intention, etwas über deine Vision zu erfahren.

  • Nimm am besten auch Papier und Bleistift mit.

  • Und stell dir vor, das Land deiner Vision zu betreten.

  • Dann schlendere herum und achte darauf, was dir besonders auffällt, was deine Aufmerksamkeit anzieht. Mache dir dazu eine Notiz.

  • Kehre wieder so vom Visionsspaziergang zurück, dass dir klar ist: Der Spaziergang ist jetzt beendet, du kehrst wieder in deinen gegenwärtigen Alltag zurück.

Und: du kannst deine Vision auch tanzen! Leg dir Musik auf, die dir gefällt, und bewege dich mit der Absicht, deine Vision auszudrücken. Vermutlich meldet sich der innere Kritiker umgehend mit Bemerkungen wie "Das ist doch lächerlich", "Was soll das bringen?". Mach trotzdem weiter.

Die drei Methoden Visionsgeschichte, Visionscollage und Visionsspaziergang lassen sich auch wunderbar miteinander kombinieren.

"Visionssuche" in der Natur

Vielleicht hast du schon mal von einer Visionssuche in der Natur gehört und fragst dich, ob dich das deiner Vision näher bringt? Oder du denkst, dass du für die Visionsentwicklung Abstand von deiner gewohnten Umgebung und deinem Alltag brauchst?

Meiner jetzt bereits langjährigen Erfahrung nach gelingt es, eine Vision im gewohnten Umfeld zu entwerfen. Doch das geht nicht mal so schnell, schnell und im hektischen Getriebe. Voraussetzung ist schon, dass du dir Zeit nimmst und dir eine ruhige, ungestörte Atmosphäre schaffst. Und möglicherweise auch Hilfe dabei suchst, zum Beispiel von einem Coach.

Willst du dennoch noch tiefer eintauchen in die Vision, dir dafür auch eine Auszeit nehmen und in die Natur gehen, dann ist eine Visionssuche ein Möglichkeit, manchmal auch im deutschen Sprachraum als Vision Quest bezeichnet.

Ich habe 2019 eine Visionssuche gemacht, die vom Holon-Institut durchgeführt wurde. Dort nennt es sich "Riten des Übergangs".

Ich hatte davor schon viel mit und an meiner Vision gearbeitet. Neue Einsichten kamen zwar dazu, doch war es auch ein grenzwertiges Erlebnis. Das ist auch durchaus beabsichtigt. Ich denke aber, es eignet sich nicht für jede Person; ich selbst bin froh, das einmal erlebt zu haben, habe aber nicht vor, es nochmals zu tun.

Bei Gunter Hamburger vom Holon-Institut habe ich mich gut begleitet gefühlt. Es ist jedenfalls wichtig, darauf zu achten, wo und mit wem man eine Visionssuche macht. Auch wie der methodische Hintergrund ist. "Visionssuche" ist ein geborgter Begriff aus indigenen Traditionen, alleine dies Aneignung ist heikel.

Recherchiere, erkundige dich eingehend. Frage Leute, die schon dabei waren.

Ist eine Vision ein Ziel?

Eine Vision ist nicht mit einem Ziel gleichzusetzen. Ein Ziel ist konkreter. Es ist fassbarer. Hast du im Zusammenhang mit Zielen schon von SMART-Zielen gehört? SMART steht – in deutscher Übersetzung – für: spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert.

Die Vision ist ein anziehendes Zukunftsbild. Doch, wenn du einmal losgehst, werden dir Dinge begegnen, die du dir gar nicht hättest ausdenken und ausmalen können. Du würdest dich sehr einschränken, wenn du mit der Vision als Ziel arbeitest.

Ausgehend von der Vision Ziele setzen und erreichen

Eine Vision ist kein Ziel. Doch du kannst aus der Vision Ziele ableiten. Und daraus wieder Schritte, die du dann auch wirklich setzen kannst.

Gibt es eine einzige Vision im Leben oder mehrere?

Du kannst so etwas wie eine große Lebensvision entwickeln. Was ist dir für dein Leben insgesamt wichtig? Wenn du stirbst, wie möchtest du gelebt haben? Was hat dabei wirklich eine entscheidende Rolle gespielt? Welche Qualitäten? Welche Ereignisse? Welche Menschen und Beziehungen? Was war deine Lebensaufgabe und wie hast du sie erfüllt?

Ich halte es jedoch für sinnvoll, auch Visionen für kürzere Zeiträume zu entwickeln. Und auch Visionen für bestimmte Lebensbereiche. Auch wenn du dich nicht auspalten kannst in nur dein berufliches Selbst – zumindest halte ich das nicht für hilfreich –, so kann bei deiner beruflichen Neuorientierung der Fokus auf deiner Arbeit liegen. Dabei solltest du aber auch deine anderen Lebensbereiche nicht ganz außer Acht lassen. Denn sie spielen ja alle mit hinein.

Eine berufliche Vision zu entwickeln bedeutet immer auch, eine persönliche Vision zu entwickeln. Du kannst natürlich auch die Entscheidung treffen, deine Arbeit gar nicht in die Visionsentwicklung einzubeziehen und eine Vision ausschließlich für den privaten Bereich entwerfen.

Fazit

  • Eine klare Vision dient als Leitstern für persönliche Entfaltung und berufliche Neuorientierung.

  • Selbstreflexion über Bedürfnisse, Werte und Sehnsüchte ist der erste Schritt zur Visionserstellung. Kreatives Schreiben kann als Methode dabei eingesetzt werden.

  • Eine Visionsgeschichte zu schreiben, Visionscollagen und Visionsspaziergänge helfen, die Vision aufzuzeichnen, visuell darzustellen und intuitiv zu erfassen.

  • Selbstfürsorge und liebevoller Umgang mit sich selbst sind essenziell, um eine kraftvolle und nachhaltig wirksame Vision zu entwickeln.

  • Eine Vision ist kein konkretes Ziel, sondern ein anziehendes Zukunftsbild, aus dem man Ziele ableiten kann.

Wie geht es dir mit deiner Vision? Hast du bereits eine Vision entwickelt? Was war dabei für dich hilfreich? Erzähle gerne darüber in den Kommentaren.

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