Der Mut zu gehen oder zu bleiben
Mitte September war ich wieder einmal in Wien. Es ist meine Heimatstadt. Die Stadt, aus der ich vor elf Jahren weggezogen bin, um in Zürich zu leben. In Wien fühlt es sich für mich vertraut und fremd zugleich an; ich merke es unmittelbar nach der Ankunft am Geruch, wenn ich vom Bahnhof in die U-Bahnstation gehe.
In Wien: Seestadt Aspern
In Zürich fühle ich mich wohl, doch es wird wohl immer ein Stück weit Fremde für mich bleiben. Hier fehlen die Orte der Kindheit und der Jugend, hier gibt es keine jahrzehntelangen Beziehungen zu Freunden oder Verwandten. Hier höre ich nicht den Wiener Akzent. Dafür habe ich in den Jahren in der Schweiz so viele neue Menschen kennen gelernt – ohne die Offenheit, die ich bei meinem Aufbruch hatte, wäre das in Österreich wohl nicht passiert.
Es gehört Mut dazu, die Entscheidung zu treffen, zu gehen.
Viele haben mich gefragt, wie ich den Mut dazu hatte. Damals, 2011, hätte ich es gar nicht mit mutig benannt. Ich war einfach im Fluss, es hat sich richtig angefühlt. In der Rückschau sage ich: Ja, ich war mutig.
Doch genauso gehört Mut dazu, sich zu entscheiden, an einem Ort und in einer Tätigkeit zu bleiben, wo nicht mehr alles für einen stimmt. Zumindest vorerst.
Das Beste daraus zu machen. Nicht zynisch zu werden. Nicht zu vertrocknen, sondern sich die Lebensfreude zu bewahren und sogar noch wachsen zu lassen.
Bei den Menschen, die ich im Coaching begleite, merke ich:
Wenn sie sich auf den Weg machen, ihre Bedürfnisse näher zu erkunden, ihre Stärken, ihre Werte, ihre tiefen Wünsche, sich auch bewusst machen, was sie bereits alles an Erfahrungen gesammelt haben, wofür sie dankbar sind, dann
- treffen einige die Entscheidung, ihre derzeitige Arbeitssituation hinter sich zu lassen.
- Andere entscheiden sich, zu bleiben, sie erkennen die Vorteile und wie viel Gestaltungsspielraum sie eigentlich haben.
- Andere wiederum bleiben und entscheiden sich, nebenbei ihre kreative Ader so richtig auszuleben. Damit ist eine Änderung der Einstellung zum Job verbunden: Nicht mehr über die eigenen Grenzen gehen und sich total verausgaben, jedoch auch nicht ohne jegliches Engagement sein – denn beides kostet Energie.
Alle drei Entscheidungen brauchen Mut. Und die Bewusstheit zu erkennen, was gerade richtig ist.
Wie geht es dir mit dem Mut zu gehen oder zu bleiben?
Bild: Regina Schlager
Erhalte frischen Content und weitere Impulse per E-Mail: 1 bis 2 Mal pro Monat.
Du kannst dich jederzeit wieder abmelden.
Hier geht es zur Anmeldung für den Newsletter "Berufung gestalten"
Kommentare werden vom Moderator freigeschaltet