Wie kreatives Schreiben dich bei deiner Entwicklung unterstützt

Mit Hilfe von kreativem Schreiben lernst du dich selbst besser kennen und drückst deine Kreativität aus. Schreiben und Coaching lassen sich toll verbinden. Ich stelle dir in diesem Artikel Schreibmethoden und konkrete Übungen vor. Damit du gleich loslegen kannst!

Was ist kreatives Schreiben?

Eine eindeutige Definition zum kreativen Schreiben gibt es nicht. Der Begriff kommt von creative writing aus dem englischsprachigen Raum.

In Amerika gab es bereits im 19. Jahrhundert an Universitäten Seminare zu creative writing, basierend auf der Einstellung, dass man Schreiben lernen kann. Im deutschsprachigen Raum war hingegen die Sichtweise geläufig, dass literarisches Schreiben nur etwas für besonders Talentierte sei. Wenige seien halt von Geburt an kreativ, die Masse nicht.

Die Ansätze und Methoden sind zahlreich. Was gehört alles zum kreativen Schreiben?

Meist werden zwei Aspekte unterschieden:

  1. Das handwerkliche oder literarische Schreiben, z.B.: Wie schreibe ich einen Dialog, was ist ein Spannungsbogen, wie charakterisiere ich die Figuren, welchen Schreibstil entwickle ich?

  2. Das Schreiben zur Selbsterfahrung und Selbstreflexion: hier geht es nicht unbedingt um Texte, die ich veröffentlichen will, sondern ich schreibe für mich, etwa Tagebuch, um Erlebtes zu verorten, mir über Dinge klar zu werden, meine Gefühle auszuloten etc.

Beides lässt sich allerdings nicht exakt auseinanderhalten, denn auch beim Schreiben, wo ich etwas über mich selbst erfahre, kann ich Methoden aus dem handwerklichen Schreiben anwenden, und beim literarischen Schreiben geht es immer auch darum, mit sich selbst in Verbindung zu sein und aus der eigenen Erfahrung zu schöpfen.

Auch Sachtexte können von kreativem Schreiben profitieren – denn wer will schon eintönige und unpersönliche Ratgeber, Fachbücher oder Blogartikel lesen?

Kreatives Schreiben

Was kreatives Schreiben bewirken kann

Im Folgenden gehe ich vor allem auf das kreative Schreiben zur Selbsterfahrung und Selbstreflexion ein. Es gibt zahlreiche positive Auswirkungen.

Auflösung von Schreibblockaden

Von Teilnehmer:innen meiner Schreibcafés und Schreibworkshops höre ich laufend die Rückmeldung, dass sich ihre Schreibblockaden aufgelöst haben. Das wird vor allem dadurch ermöglicht, dass es kein Richtig oder Falsch gibt. Es geht um den Schreibprozess.

Macht man sich erst einmal frei von den hohen Ansprüchen, "gut zu schreiben", dann verliert das weiße Blatt seine Bedrohlichkeit.

Klarerweise kann man, so man das will, den Text danach überarbeiten und auch für ein Schreibprojekt verwenden. Doch es geht zunächst nicht darum, mit dem Geschriebenen etwas erreichen zu wollen wie etwa eine Veröffentlichung.


Sich in der Gruppe gesehen fühlen

Kreatives Schreiben braucht einen geschützten Rahmen. In meinen Workshops ist immer alles freiwillig. Ich gehe davon aus, dass jeder selbst entscheidet, was für sie oder ihn gut ist. Die Impulse und Übungen, die ich anbiete, sind Einladungen, eine Einladung darf abgelehnt werden (sonst ist es keine).


Die Texte vorlesen

So ist es auch jedem frei gestellt, die eigenen Texte vorzulesen. Niemand wird unter Druck gesetzt, gar aufgerufen wie in der Schule. Doch meine Erfahrung ist, dass die meisten gerne vorlesen.

Eigene Texte zu teilen ist bereichernd, auch wenn es anfangs meist Überwindung kostet. Das weiß ich vor allem auch aus meiner Erfahrung als Teilnehmerin bei Schreibkursen.

Genauso ist es ein tolles Erlebnis, die Texte der anderen zu hören. Es bringt miteinander in Verbindung: zeigt, dass andere sich mit ähnlichen Themen wie man selbst herumschlagen; und immer wieder ist das Erstaunen groß, welche Vielfalt an Texten entsteht.


Feedback geben und erhalten

Kein Text wird von den anderen zerpflückt, dafür braucht es Vereinbarungen. Beim Feedback-Geben gehen die anderen Teilnehmer:innen von sich aus: was hat mir gefallen, was hat mich berührt, was ist in mir angeklungen?

In einem Schreibkurs, wo es darum geht, sich handwerkliche Schreibkenntnisse anzueignen, eine Autobiografie, Kurzgeschichte oder einen Roman zu schreiben, ist es natürlich ein wesentlicher Teil, fundiertes fachliches Feedback über den Text zu bekommen. Sonst blickt man nie über den eigenen Tellerrand hinaus.

Doch auch hier ist es wesentlich, auf welche Weise die Rückmeldungen erfolgen. Denn jeder neue Text ist wie ein junges Pflänzchen, das sich gerade aus der Erde hin zum Sonnenlicht schiebt. Unbedachtes, grobes und vor allem auch zu unspezifisches Feedback à la "Der Text ist Mist" kann dieses Pflänzchen zerstampfen.


Wieder mit der eigenen Kreativität in Kontakt kommen und sie ausdrücken

Wir sind alle kreativ. Davon bin ich überzeugt. Es gibt nicht "die Kreativen" und die, die es halt nicht sind. Die Frage ist, ob wir Zugang zu unserer Kreativität haben und ob wir sie ausdrücken.

Warum fällt das vielen so schwer?

In der Kindheit und der Schulzeit wird uns bereits beigebracht, dass wir die Dinge "gut machen" sollen, Leistung steht im Vordergrund, auch Konkurrenz mit anderen. Wer hat die besten Noten? Wer schafft die Aufnahme ins Gymnasium? Wer nicht mitkommt, ist ein Loser. Möglichst alles, was wir tun, soll "etwas bringen" bzw. wir sollen es zu etwas bringen.

Diese Einstellung kappt uns ab von unserem spontanen Ausdruck, den wir als kleine Kinder noch hatten: verzückt zur Musik der Straßenmusiker tanzen, begeistert Farben auf ein Papier zu einer einzigartigen Komposition arrangieren, Geschichten ausdenken und erzählen.

Das absichtslose Schreiben, inspiriert durch Impulse und Übungen, bringt uns wieder in einen kreativen Fluss. Wir merken, wie sehr uns das Freude macht, wie sehr wir uns davon berührt und gestärkt fühlen.

Weitere Auswirkungen führe ich im folgenden Abschnitt an, wo ich darauf eingehe, wie gut kreatives Schreiben und Coaching miteinander können.


Kreatives Schreiben lässt sich gut mit Coaching kombinieren

Schreiben kann im Coaching als Methode eingesetzt werden. Es ist auch ein wirksames Selbstcoaching-Tool.

Meine Erfahrung zeigt mir, welche Themen sich dafür eignen:


Buchtipp: Alexandra Peischer beschreibt in “Versuchen Sie’s mal mit Schreiben! Ein effektives Werkzeug für Coaching, Beratung und Erwachsenenbildung” (Carl-Auer Verlag), wie toll sich Coaching und Schreiben ergänzen.


Kreatives Schreiben: Übungen

Doch wie schaut das denn nun konkret aus? Wie funktioniert kreatives Schreiben? Gibt es Übungen? Ja, es gibt kreative Schreibaufgaben, viele sogar. Du kannst sie in Schreibratgebern, auf Webseiten und natürlich auch in Kursen finden.

Es gibt unzählige Methoden, um ins Schreiben zu kommen, Ideen zu sammeln, zu sich selbst zu finden, Gedanken zu ordnen, sich Ziele zu setzen und zu verfolgen, achtsamer im Alltag zu sein, sich zu organisieren, und begleitend zu konkreten Schreibprojekten.

Hier liste ich dir ein paar davon auf.

1) Freewriting

Eine meiner liebsten Methoden, um loszulassen und ins Schreiben zu finden.

  • Du schreibst für eine im Vorhinein festgelegte Zeit (5 bis 10 Minuten),

  • setzt den Stift nicht vom Papier ab (falls es stockt, wiederhole das letzte Worte oder mache Kringel),

  • schreibst, was dir in den Sinn kommt, ohne dich zu zensieren,

  • Rechtschreibung und Grammatik sind egal (auch wenn dir deine Deutschlehrerin in den Sinn kommt und mahnend ihren Zeigefinger hebt 😉).

2) Clustering

Auch hier geht es wie beim Freewriting um freies Assoziieren, nur kommt eine grafische Komponente hinzu.

  • Du hast ein Thema, zu dem du brainstormen willst, und benennst es mit einem Wort.

  • Du schreibst das Wort (den Kernbegriff) in die Mitte eines Blattes Papier (am besten ein großes, A3-Format) und kringelst es ein.

  • Nun lässt du Themen und Aspekte zu, die dir zu diesem Kernbegriff einfallen. (Tipp: Denk nicht zu viel nach, vertraue dem, was spontan auftaucht.) Jedes neue Wort bildet einen neuen Kringel, du verbindest ihn mit dem Kernbegriff. Und du schaust, was dir zum neuen Begriff einfällt und bildest wiederum eine Verbindung.

  • Wenn du merkst, dass eine Assoziationskette abebbt, dann beginne eine neue, wo du ein Wort mit dem Kernbegriff verbindest.

Stell dir am besten auch hier einen Timer.

3) Intuitives Schreiben oder achtsames Schreiben

Es ist ähnlich wie das Freewriting, doch kommt noch mehr der Aspekt der bewussten Wahrnehmung hinzu. Du begibst dich in eine Haltung der Präsenz: nimmst deinen Körper wahr, deine Sinneswahrnehmungen, deine Gefühle.

Du kannst einen Text in dieser Haltung verfassen oder du machst die Wahrnehmungsübung selbst zur Übung des intuitiven oder achtsamen Schreibens: du schreibst auf, was du mit deinen fünf Sinnen wahrnimmst und was du fühlst.

Diese Methode ist zugleich eine Achtsamkeitsübung.

4) Schreibdenken

Beim Schreibdenken denkst du schreibend über ein Thema nach. Am besten in einer Haltung der bewussten Wahrnehmung. (Du könntest davor ein paar Minuten achtsames Schreiben machen, um anzukommen und dich einzustimmen.)

5) Journaling

Hier handelt es sich um eine moderne Form des Tagebuch-Schreibens. Es gibt verschiedene Formen von Journals, z.B.

  1. Dankbarkeitsjournal bzw. Dankbarkeitstagebuch oder

  2. Erfolgsjournal bzw. Erfolgstagebuch oder

  3. Reisejournal bzw. Reisetagebuch.


Fazit

  • Kreatives Schreiben trägt zur Selbsterfahrung und Selbstreflexion bei,

  • es ist ein Tool für die Selbstfürsorge und

  • bringt dich mit deiner Kreativität in Kontakt.

  • Schreiben lässt sich gut mit Coaching verbinden, um dich weiterzuentwickeln.

  • Es gibt verschiedene Schreibmethoden und Schreibübungen, die dir helfen, ins Schreiben zu kommen, Ideen zu sammeln und deine Achtsamkeit zu schulen.


Hast du Übungen ausprobiert? Wie geht es dir damit? Teile gerne deine Erfahrungen in den Kommentaren.

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